von Christian Wiesmüller
Am Anfang soll ein Dank stehen. Dass die 22. Tagung der DGTB online stattfinden konnte, ist dem Können, dem Fleiß und durchaus auch dem Mut wichtiger Akteure zu verdanken. Die Universität Paderborn, die sich namentlich mit Prof. Dr. Claudia Tenberge und ihrem Mitarbeiter Franz Schröer der Durchführung angenommen hat, sei hervorgehoben. Die Tagung hat die in sie gesetzten Erwartungen sehr weitgehend erfüllt. Begegnung und Austausch wurden möglich, wie es erhofft war.
Nicht unwesentlich ist, dass die Programmpunkte, die im Netz nachzulesen sind, diszipliniert im vorgegebenen Zeittakt aufgerufen und abgehandelt wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich vielfach zu Wort gemeldet; es wurde intensiv diskutiert. Wissenschaftsdialog und Debatte sind also auch so möglich, wenngleich das Bedauern über die nicht mögliche Präsenz unüberhörbar war. Das wiederum aber ermuntert für 2021, wenn die DGTB dann hoffentlich in Präsenz ihr 25jähriges Jubiläum begehen kann.
Die Planer der Tagung hatten drei unterschiedliche Formate vorgesehen: Grundüberlegungen, wie der erste Moderator Andreas Hüttner die Keynotes nennen wollte, wissenschaftliche Vorträge zu laufenden Forschungsprojekten, integriert dabei das bewährte Nachwuchsforum, um Aspekte der Themenstellung aufzugreifen, und eine dritte Sparte: die Vorstellung der neuen Webseiten zu Fachräumen sowie die Auszeichnung außerschulischer Lernorte und Initiativen als neue DGTB-Projekte. Die Fachraumseiten sind ab sofort auf der Homepage der DGTB zu finden (ww.dgtb.de). Auch über die Auszeichnung des „Technoseum – Landesmuseum für Technik und Arbeit“ in Mannheim und die „wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest e.V.“ finden Sie Informationen auf der Homepage.
Die Tagung hatte ihre Überraschungsmomente, nicht zuletzt durch die Außenstehenden, die ihre Grundgedanken vorgetragen haben. So stellte die Technikhistorikerin Martina Heßler die These der ‚Nichtsteuerbarkeit‘ der Technik in den Raum, was Technikdidaktiker, diese These streng genommen, ins Grübeln bringen muss. Wie sollen Schüler dann zur Teilhabe an der Technikentwicklung bewegt werden? Roland Heger von der integrata-Stiftung für humane Entwicklung der Künstlichen Intelligenz wiederum stellte Überlegungen an, ob man der KI Ethik beibringen sollte, ja, ob man sie gar auf Moral verpflichten sollte. Dürfen wir dieses im rationalen Diskurs ungeliebte Wort wieder im Munde führen? Ein weiter Ausgriff in die Zukunft, in die Welt der KI. An anderes erinnerte Lutz Dietzold von der Stiftung Deutsches Designmuseum die Teilnehmer. Er brachte die positiven Aspekte des Werkunterrichts ins Spiel und will auch im Scheiternlernen einen Sinn sehen. Peter Rösner, Leiter der Stiftung Louisenlund in Schleswig-Holstein schließlich mahnte an, den besonders Begabten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Angebote zu machen. Mit Interesse aufgenommen wurde seine Forderung: Es muss für Technik ein Stundenkontingent eingeführt werden, zudem denkt er an die Förderung in Naturwissenschaft und Technik wie sie im Sport üblich ist. Provozierend sein Ansinnen, in der höheren Schule dafür auf die zweite Fremdsprache zu verzichten. Was hier thesenhaft und verkürzt steht, wurde leidenschaftlich und konträr diskutiert. Man darf gespannt sein, wie die Statements im Tagungsband weitere Diskussionen anregen werden.
Auch die wissenschaftlichen Vorträge werden dann nachzulesen sein. Hier nur thematisch angerissen: Gläser, Krumbacher, Tenberge ging es um die Ausstattung von Schulen im Sachunterricht, Wiemer, Haverkamp, Röben um Technik am Gymnasium, Bohrmann und Tenberge um Lernroboter in einem inklusiven Sachunterricht, Isabell Penning um die Bedeutung von Smart Home im privaten Haushalt und für die Verbraucherbildung, schließlich Bünning, Brämer, Vieback um Technische Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
Timo Finkbeiner moderierte das Nachwuchsforum der DGTB, das dieses Mal mit Video-Kurzvorträgen und jeweils anschließender Diskussion aufwartete. Dieser Aufgabe stellten sich Erik Miles, Dorothee Ermel und Iris Wuttke.
Für die Pausen hatten die Gastgeber Kurzinterviews mit Studierenden vorbereitet, die Einblick in die Erwartungen von Lehramtsstudierenden im Hinblick auf ihre spätere berufliche Praxis gewährten: Von welchen technischen Medien soll die zukünftige eigene schulische Praxis geprägt sein?
Bei der abschließenden Diskussion der Tagung wurde es einmal mehr sehr lebendig. Die Teilnehmer meldeten sich vielfach und konstruktiv zu Wort. Obwohl die Tagung sich damit dem Ende zuneigte, war es alles andere als ermüdend. Die Teilnehmerzahl blieb bis zum Schluss auf einem konstant hohen Niveau. Interesse an der und positive Rückmeldungen zur Tagung in diesem Corona-Jahr 2020 ermuntern Vorstand und Akteure der DGTB, sich mit viel Energie der Vorbereitung der Jubiläumstagung 2021 zu widmen, wenn die Fachgesellschaft ihr 25jähriges Bestehen feiern wird.