Jahrestagung 2021 – Eine Nachlese

Jubiläumstagung der DGTB 2021 im Technoseum Mannheim – eine Nachlese

von Christian Wiesmüller

 

Aufatmen: Wie erhofft, so ist es möglich geworden. Nach einer sehr gut angenommenen Online-Tagung 2020 konnte die Fachgesellschaft 2021 wieder in Präsenz zusammenkommen. Großes Aufatmen! Bei allen Mitgliedern und neu Interessierten, die sich auf den Weg gemacht haben. Sind es doch die persönlichen Begegnungen, die neben dem wissenschaftlichen Austausch der Argumente einen besonderen Wert darstellen. Dass vermehrt auch die Schweizer Kollegenschaft den Weg zur DGTB gefunden hat, ist hoch erfreulich und zeigt: Die DGTB ist für den deutschsprachigen Raum Treffpunkt und Gelegenheit zum Dialog.

Technik. Verstehen wir, was wir nutzen!? Wie geboten es ist, an das Ende der Formulierung ein Ausrufezeichen und ein Fragezeichen zu setzen, sollte sich in den zwei Hauptvorträgen und in den vielen Tagungsbeiträgen und Diskussionen herausstellen. Dass es eher wenige Einreichungen zu diesem Tagungsthema geben sollte, war vom Vorstand bei der Themenwahl nicht ausgeschlossen worden. Jedoch wollte man auf dieses Thema nicht verzichten, da angesichts des Vordringens der Technik in allen Bereichen die Bildungsrelevanz immer deutlicher zu Bewusstsein kommt. Und muss die Zögerlichkeit bei den Einreichungen nicht als Hinweis gedeutet werden, wie notwendig die Thematisierung war? Worauf dann auch Klaus Kornwachs, einer aus der ersten Riege der Technikphilosophie, hingewiesen hat: Wir brauchen mehr technologische Aufklärung; so seine Forderung, der er mit bezwingenden Argumenten Nachdruck verliehen hat. Die kurze Diskussion im Anschluss zeigte auf: Es bleiben Fragen des Wie – das Fragezeichen, und es bleibt der Wunsch auf Nachdruck – das Ausrufezeichen.

Nach diesem ersten Höhepunkt der Tagung sollte die folgende Stunde durch ein Ineinander von Feiermomenten und Informationen bestimmt sein: 25 Jahre DGTB sind ein Anlass, in guter Laune über Erreichtes zu berichten und in die Zukunft zu blicken. Der Einstieg in die Feierstunde stellte sich als Volltreffer heraus: Professorin Christiane Michel-Ostertun demonstrierte eindrücklich an einer historischen ‚Kinoorgel‘, wie Filmszenen aus der Stummfilm-Ära musikalisch ausgestaltet wurden, wobei sie eine Vielzahl von Stimmungen erzeugte, die das Publikum in den Bann zogen. Es sollen Tränen der Rührung geflossen sein. Anschließend stellten Mitglieder der DGTB bemerkenswerte Publikationen und Arbeitskreisergebnisse der jüngeren Zeit vor, die im Programm hier auf der Homepage nachzulesen sind. Feierlichen Abschluss bildete die Laudatio zum Erscheinen des Lebenswerks von Burkhard Sachs in drei Bänden. Sachs ist Ehrenmitglied der DGTB. Bewegend seine kurze Entgegnung und die Wünsche für ‚seine‘ DGTB. Derlei Momente sind in der DGTB wichtig; zeigen sie doch, wie eine ‚Fachfamilie‘ sich generationenübergreifend trotz unterschiedlicher Auffassungen als Einheit empfindet. Aus Zeitgründen sollte der Blick in die Zukunft für den folgenden Tag aufgehoben werden.

Anteil an seiner persönlichen Bildungsbegegnung in der Begegnung mit Technik ließ in der darauffolgenden Stunde der als Pädagoge bestens ausgewiesene Andreas Gruschka nehmen. Diese Stimme der Pädagogik, er blickt auf ein überragendes pädagogik-wissenschaftliches Oevre zurück, lieferte einen tiefen Einblick in das Verstehen. Seine fünf Vorschläge, wie es herbeigeführt oder gefördert werden kann, werden im Fachgespräch Anlass zur Diskussion sein. Der Tagungsband wird die Grundlage liefern.

Feierlich ging es weiter mit der Auszeichnung zweier außerschulischer Lernorte und Initiativen. Sowohl dem SalineTechnikum in Halle an der Saale als auch der MINT-Region Metropolregion Rhein-Neckar wollte die DGTB die gebührende Anerkennung für das Engagement für eine Allgemeine Technische Bildung aussprechen. Die Urkunden dazu nahmen Elke Hartmann für das SalineTechnikum und Laura Arndt für die Metropolregion entgegen.

Einmal mehr sollte sich der Vorteil der Präsenz bei einer Tagung zeigen. So fand eine Stadtführung durch Mannheim und ein gemeinsames Abendessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer regen Zuspruch. Die Tischgespräche erwiesen sich als unersetzlich.

Der Samstag sodann stand zunächst im Zeichen des Nachwuchsforums, das diesmal in hybrider Präsenz-Online-Form stattfand. Drei Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler nutzten die Gelegenheit, ihr Forschungsprojekt vorzustellen und zu diskutieren; zwei waren über eine Konferenzsoftware zugeschaltet, einer konnte im Saal vortragen. Gefolgt wurde dieser Teil der Tagung von einer Posterpräsentation, ebenfalls vom wissenschaftlichen Nachwuchs gestaltet. Für die DGTB besonders wertvoll schließlich war das Dabeisein von Ausstellern:  Hohenloher – Technikraumausstattung, und christiani – technische Lehrmittel, gaben Einblick in ihr Engagement für Technische Bildung oder gewährten Einblick in ihr Sortiment an technischen Medien. Kooperierende Vereine komplettierten die Ausstellung mit Rollup Bannern: einerseits plusMINT, ein Verein zur MINT-Talentförderung und dabei interessiert an dem T, wie die DGTB sie als Bildungsgegenstand interpretiert, andererseits NwT Baden-Württemberg, ein Verein der NwT-Lehrkräfte in Baden-Württemberg, der wesentliche, konkret erfolgte Schritte zu einer tatsächlichen technischen Bildung an Gymnasien verwirklicht hat; eine Erfolgsgeschichte mit Beispielcharakter. Zu sehen gab es dazu eine Ausstellung über die Jahrestagungen der DGTB seit 2016. Eine Bücherausstellung schließlich gab exemplarisch Einblick in die Publikationslage zur Allgemeinen Technischen Bildung.

Für zwei inhaltliche Schwerpunkte war sodann noch Zeit. Viel beachtet und großen Zuspruch fand die Arbeit eines Masterstudenten, ein Erklärfilm zur Technischen Bildung, der ein junges Mädchen zeigt, der in einem Selbstgespräch immer bewusster wird, wie sehr die Technik Einfluss auf ihren Alltag hat; und die in einem Technikunterricht einen Reflexionsanlass zu ihren Lebensumständen sowie eine Vorbereitung für ihr späteres Leben erkennt. Den Abschluss sollte dann ein Vortrag mit Themenbezug von Isabell Penning bilden: ‚Wir alle nutzen Technik. Technische Bildung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung‘. Ein Vortrag, der ins Gedächtnis rief, dass wirklich alle Menschen es verdienen, eine technische Bildung zu erfahren. Damit wurde einer großen Klammer entsprochen, die die Arbeit der DGTB maßgeblich bestimmt: Das Recht aller Kinder und Jugendlichen auf eine zeitgemäße technische Bildung, gleich, welchen Bildungsweg sie einschlagen.

Anekdotisch zur Tagung darf angemerkt werden, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trotz Corona-Auflagen nicht Hunger und Durst erdulden mussten. Die Wege durch das Technoseum in die Arbeiterkneipe erwiesen sich durchaus als sehr weit; man konnte das allerdings auch als Fitnessangebot verbuchen, zwischen den Vorträgen sich auch bewegen zu dürfen.

Wer nun noch am Ende den Ausblick vermisste, sollte durch eine Schlussrunde informiert werden oder Gelegenheit für Anmerkungen erhalten. Wie soll, wie kann der weitere Weg der DGTB aussehen? Der Vorstand nahm erfreut und dankbar das Lob für den Mut zur Präsenztagung und die Wortmeldungen zu den zukünftigen Erwartungen an die DGTB entgegen. Das Fazit und der Blick in die Zukunft fielen insgesamt sehr positiv aus. Der Vorstand möchte nicht versäumen, für das Kommen und für das Interesse an der DGTB zu danken. Letztlich seien es die Mitglieder und immer wieder interessierte Gäste, die den Fachverband ‚verkörpern‘. Und der Vorstand werde bemüht sein, den Verband im Sinne der wohlmeinenden Beiträge aus der Mitgliedschaft gut zu führen und weiterzuentwickeln, wie der Vorsitzende abschließend ausführte. Fest im Blick dabei: die Tagung 2022, zu der man alle und einige mehr gerne begrüßen würde.

Wer die Nennung einzelner Akteurinnen und Akteure bei dieser Nachlese vermisst, die und der sei verwiesen auf das Tagungsprogramm, aus dem alle Namen hervorgehen. Der Text ist für einen Webseiten-Beitrag vielleicht sowie schon etwas lang geraten. Wofür der Verfasser um Nachsicht bittet.