von Christian Wiesmüller
Jahrestagung der DGTB 2022 in Reutlingen: Technikunterricht – konkret
Gibt es nichts Wichtigeres im Jahr großer Krisen, als sich der konkreten Praxis des Technikunterrichts zuzuwenden? Der Zuspruch zur Tagung und die vielen Beiträge, die vom 23. – 24. September 2022 ausgerollt wurden, ergaben ein eindeutiges Bild: Viele Probleme, denen sich die Gesellschaft gegenübersieht, haben mit der Bildung zu tun, im Genaueren mit einer Technischen Bildung in ihrer gesamten Bandbreite. Sie reicht von allgemeingebildeten, das heißt auch in technischen Fragen mündig agierenden Bürgerinnen und Bürgern, bis hin zum Nachwuchs im Facharbeiter- oder Ingenieursfach. Es hängt viel davon ab, was, für wie viele, wie, ab wann, wie lange und wie intensiv in der Schule gelehrt und gelernt wird. Und so konkret wie möglich sollten sich die Referate und Vorträge mit dieser Frage auseinandersetzen: konkrete Praxis aufzeigend und/oder diese theoretisch durchdringend.
Nach der Eröffnung durch den Ersten Vorsitzenden der DGTB, Prof. Dr. Christian Wiesmüller und einem Grußwort des Vizepräsidenten für Lehre der Hochschule Reutlingen, Prof. Dr. Arjan Kozica, setzte Prof. Dr.Ing. Eckard Hennig ein erstes inhaltliches Aufrufezeichen. Mit seinem Vortrag ‘Naturwissenschaftlich-technischer Unterricht für Ingenieurstudierende: von der Theorie zur Experimentsynthese’ arbeitete er in großer Deutlichkeit die technikwissenschaftliche Herangehensweise heraus, die sich bei aller Korrespondenz von der naturwissenschaftlichen unterscheidet. Der Vortrag erwies sich als perfekte Vorlage für die Beiträge an den folgenden zwei Halbtagen. Denn diese widmeten sich eben jener spezifischen Herausforderung, die Eigenheiten, die Besonderheiten, die Glanzstücke, aber auch die Routinen eines in die Zeit passenden Technikunterrichts aufzuzeigen. Interessierte seien auf den Tagungsband verwiesen, der in den kommenden Wochen erarbeitet und veröffentlicht wird.
Hervorzuheben mit Blick auf die Vorträge ist die Vielfalt, die im Fach Technik abgebildet werden kann. Was dann in den Diskussionen wiederum zur Erkenntnis führte, dass man ein Konstrukt wie MINT oder auch andere integrative Ansätze nicht mit Technik als systematisch zu erschließende eigene Domäne verwechseln dürfe. Bei allen Möglichkeiten inter- und transdisziplinären Unterrichtens, unter der Domäne Technik entfaltet sich ein großes eigenständiges Sachgebiet, das nicht nur nebenher oder andere Gegenstände illustrierend zu erschließen ist. Sollen in Zukunft all die wichtigen Probleme einer Lösung zugeführt werden, das war der Tenor, dann kommt es auf den konkreten Technikunterricht in Schule und Hochschule an.
Trotz aller Zentrierung der Tagung auf den konkreten Technikunterricht blieb Freiraum für zwei bedeutsame Formate der DGTB. Einerseits ist es einmal mehr gelungen, dem wissenschaftlichen Nachwuchs unter der Leitung von Prof. Dr. Isabell Penning einen Austausch zu ermöglichen, bei dem auch ein Projektposter zur Auszeichnung kam.
Und nun seit drei Jahren ein Höhepunkt der Tagungen ist die Ehrung außerschulischer Lernorte und Initiativen für Verdienste um eine AllgemeineTechnische Bildung. Für die Gemeinschaftsinitiative Zukunft durch Innovation zdi.NRW nahmen die Projektleiterin zdi.NRW Magdalena Hein und Klaus Trimborn, seines Zeichens initiativ von Beginn an, die Urkunde entgegen. Die zweite Ehrung galt Dr. Martin Fislake für sein Projekt technikcamps, das aufbauend auf einem durchdachten didaktischen Konzept einer großen Zahl von Kindern und Jugendlichen ermöglicht, die Welt der Technik konkret handelnd zu erfahren.
Abschließend galt ein großer Dank der gastgebenden Hochschule Reutlingen für die Unterstützung. Es war eine perfekte Tagungsorganisation. Gelungen ist sie dem Team um Monika Hennig. Reutlingen war wissenschaftlich und war für das Vereinsleben der DGTB in jeder Hinsicht von größtem Wert.