„Wissenswerkstatt“ erhält DGTB-Auszeichnung

DGTB vergibt erstmals Preise für „Außerschulische Lernorte und Initiativen 2020“

Technische Bildung ist ein zentraler Bereich der Allgemeinbildung. Das rückt die Deutsche Gesellschaft für Technische Bildung DGTB stärker in den öffentlichen Fokus und zeichnet deshalb erstmals im Jahr 2020 außerschulische Lernorte und Initiativen aus, die einen herausragenden Beitrag zur Technischen Bildung leisten. Einer von zwei Preisträgern 2020 als außerschulischer Lernort ist die „Wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest“.

Die Wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest ist ein bemerkenswerter außerschulischer Lernort im Bereich Technik. Das Angebot ist vielfältig und umspannt Elektro-, Holz-, Metall-, Kunststoff und Automatisierungstechnik. Es wird in gut ausgestatteten Werkstätten angeboten, die so manchem Techniklehrer in Niedersachsen die Tränen in die Augen treiben, wenn er es mit seinen eigenen Möglichkeiten vergleicht. Es gibt Angebote für Klassen aber auch Möglichkeiten individueller Förderung im Nachmittagsbereich, z.B. im Rahmen von Jugend forscht.

Der Lernort hat zwar staatliche Förderer, ist aber privatwirtschaftlich organisiert. Die lokale Industrie hat sich bei den Investitionen in Ausstattung und Personal nicht vornehm zurückgehalten. Es ist eine Institution entstanden, die anders als die Ausbildungswerkstätten in den Unternehmen, nicht auf die kurz- und mittelfristige Sicherung des eigenen Fachkräftenachwuchses ausgerichtet ist. Auch wenn Hinweise auf die Berufsorientierung in dem Selbstdarstellungsvideo nicht fehlen und Fachkräftesicherung sicherlich ein legitimes Interesse jedes Unternehmens ist, so können die Maßnahmen der Wissenswerkstatt diese Wirkung doch nur indirekt entfalten.

Wenn man den Kindern zuhört, die im Video oder auch in den Interviews eines wissenschaftlichen Projektes der Uni Oldenburg zur Sprache kommen, dann kann man eines sehr deutlich erkennen: Die Kinder haben Spaß, Entdeckerfreude, sie strahlen Zufriedenheit über kleine Erfolge in ihren Projekten aus. Sie haben Technik kennengelernt, aber auch naturwissenschaftliches Wissen aufgenommen. Sie reden über einen Stromkreis mit einer Selbstverständlichkeit, die eher selten ist.

Diese Auseinandersetzung mit Technik ist in der Tat berufsorientierend: Die Angebote sind das, was das Wort im eigentlichen Sinne aussagt: Ein Angebot ist eine auf die freiwillige Annahme bezogene Geste, die von den Kindern auch in diesem Sinne angenommen wird. Die Frage, was man daraus macht, entscheiden sie ganz für sich allein. Nur so kann es gelingen das die Kinder die zukünftige Technikerin, Ingenieur oder Naturwissenschaftlerin in sich entdecken. Nur, wenn Kinder die Auseinandersetzung mit Technik zwanglos und spielerisch erleben, wenn sie in sich ein Interesse an den naturwissenschaftlich-technischen Gegenstände entdecken und ihm nachgehen können, nur dann wirkt eine Maßnahme berufsorientierend.

Das Angebot der Wissenswerkstatt ist daher komplementäre zur Schule nicht nur in dem Sinne eines Ausgleichs zur oft defizitären Ausstattung der Schulen, sondern auch im Sinne eines zwanglos spielerischen Erlebnisses ohne externe Leistungserwartungen und Notendruck. Denn den Anforderungen, die technische und naturwissenschaftliche Fächer stellen, weichen viele Schülerinnen und Schüler unter den Bedingungen des schulischen Notendrucks häufig aus. Dies ist sicher einer der Faktoren für den beklagten Fachkräftemangel.

Durch die Kooperation zwischen der Wissenswerkstatt und Schulen aus der Region ergeben sich neue Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung. So entsteht aus einem lokalen Fachkräftemangel und einer florierenden und damit Fachkräfte suchenden Industrie ein schönes Bespiel für regionales Lernen.

(Laudatio zur Preisverleihung von Prof. Dr. Peter Röben)