Außergewöhnliche Zeiten, ein außergewöhnliches Format der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Technische Bildung, Paderborn 2020. Meine sehr verehrten Damen und Herren an den Bildschirmen, herzlich willkommen zur Fragestellung:
Leben mit der Technik. Welche Technik wollen Sie?
Mein Name ist Christian Wiesmüller, ich bin der Erste Vorsitzende der DGTB. Wir hatten uns, als wir das Thema festgelegt haben, intensive Begegnungen – von Gesicht zu Gesicht – vorgestellt. Gespräche bei Getränken und Brezeln, Diskurse im Hörsaal, vielleicht auch von besonderen Emotionen begleitet; betrifft dieses Thema doch auch persönlich jeden in eigener Weise ganz unmittelbar.
Als dann Corona kam, waren wir gezwungen, zu entscheiden:
Sollen wir die Tagung ausfallen lassen, oder wollen wir die Tagung in Präsenz versuchen, oder lassen wir uns auf einen Kompromiss ein: Online-Zusammenkünfte haben sich im Laufe eines halben Jahres Corona fast schon zur Routine entwickelt. Aber auch die Jahrestagung der DGTB – online?
Die zweite Frage war: Sollen wir das Thema beibehalten? Das Thema hatten wir gewählt, um vermehrt auch Außenstehende dafür zu interessieren, mit der DGTB und deren Menschen direkt in Kontakt zu kommen.
Wir haben an der Tagung und auch am Thema festgehalten. Und wir haben in der Planung versucht, es möglichst passend für die elektronische Kommunikation zu machen.
Es ist ein Erstversuch. Sollte das ein oder andere nicht perfekt funktionieren, dann sehen Sie uns das bitte ein Stück weit nach. Wir sind alle keine Profis im Entertainment; und solche Qualitäten gehören wohl auch nicht zu unserem Haupt-Geschäft. Allerdings: Seien Sie versichert, dass wir alle unser Bestes gegeben haben und geben wollen, um zu Ihrem persönlichen Erkenntnisgewinn beizutragen.
Trotz des ungewöhnlichen Formats für uns will ich als Vorsitzender die Gelegenheit zu Beginn nutzen, Ihnen in der gewohnten Weise einige wichtige Mitteilungen zur DGTB zu machen.
So haben wir nach dem Ausscheiden von Maja Jeretin-Kopf als 2. Vorsitzende für diesen Posten Andreas Hüttner gewinnen können, einen äußerst erfahrenen Streiter für die Sache der Technischen Bildung. Mit Manon Gödiker haben wir erstmals eine Person für den Beirat gewonnen, die nicht aus dem Lehramt kommt, sondern im Stiftungswesen tätig ist; dort dezidiert mit Technischer Bildung befasst.
Maja Jeretin-Kopf sei an der Stelle für ihr großes Engagement ganz herzlich gedankt; sie bleibt uns als Mitglied erhalten.
In der Ankündigung der Tagung konnten Sie lesen, dass uns vor allem auch Kontakte in die Gesellschaft hinein in den kommenden Jahren wichtig erscheinen. Derzeit laufen zahlreiche Verhandlungen, uns mit gesellschaftlichen Akteuren zu vernetzen: seien sie im Stiftungswesen, in der Politik oder auch in der Wirtschaft angesiedelt. Hier dürfen Sie in den kommenden Monaten Ergebnisse erwarten. Das Portfolio unserer Keynote-Speaker und Diskutanten spiegelt diese Initiative teilweise schon wider. Ein herzliches Willkommen diesem Kreis. Vielen Dank, dass Sie unsere Tagung bereichern.
Was wäre unsere Tagung ohne die wissenschaftlichen Vorträge. Ihnen, die Sie Ihren Beitrag hier vorstellen, ein Dankeschön. Danke, dass Sie sich auf dieses Format eingelassen haben, das, man könnte sagen, exemplarisch vorführt, wie Wissenschaft im Dialog bleibt; trotz Corona.
Das gilt auch für das Nachwuchsforum. Ein besonders wichtiger Bereich, den wir jetzt zentraler in die Veranstaltung integrieren.
Zwei Sonderprogrammpunkte darf ich an der Stelle erwähnen, weil sie neue Wege aufzeigen, die wir beschreiten:
Wir haben ein Fachkollegium zum Thema ‚Fachraum‘ zusammengestellt. Eine Initiative, die auf Andreas Marx und Wolf Bienhaus zurückgeht. Bernd Borgenheimer, der dieses Referat leitet, kann am Tag 2 ein erstes Ergebnis ankündigen. Bemerkenswert: Angestrebt ist eine Zusammenarbeit mit der GATWU, der Gesellschaft für Arbeit, Technik und Wirtschaft im Unterricht. Gemeinsam, so die Absicht für die Zukunft, wollen wir das Thema ‚Fachraum‘ prominent machen. Vor allem wollen wir hier Ansprechpartner und Netzwerker werden für die Schulen, die Sachaufwandsträger und die Wirtschaft. Fachraum und Umgebung sind das Epizentrum Technischer, auch Allgemeiner Technischer Bildung in jungen Jahren.
Wir werden, ebenfalls am Tag 2 zwei Auszeichnungen vornehmen. Auszeichnungen für außerschulische Lernorte und Initiativen, die einen hervorragenden Beitrag zur Allgemeinen Technischen Bildung leisten. Somit setzen wir eine Idee unserer früheren zweiten Vorsitzenden um. Wir wagen als Fachgesellschaft, die sich nun über 20 Jahre des Themas der technischen Bildung genuin, historisch und durch die Wahl der Tagungsschwerpunkte systematisch annimmt, diese Auszeichnung vorzunehmen. Ich erlaube mir die Bemerkung, mich persönlich ausnehmend, dass die Expertise unserer DGTB Mitglieder, seien es die Lehrkräfte an den allgemeinbildenden oder beruflichen Schulen oder die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Hochschulen, ein einmaliges Reservoir an Wissen und Können, die Technische Bildung betreffend, aufgebaut haben. So mag diese Auszeichnung der DGTB auch Geltung haben und ein Signal senden: Technische Bildung für die Allgemeinheit wird eingelöst, kann engagiert und in einem hohen Maße oder auch mit höchstem Anspruch realisiert werden; nicht flächendeckend und abgesehen davon, dass viele erst auf dem Weg sind und, das ist meine persönliche Sicht, die einheitsstiftende Idee nur ansatzweise erkennbar ist: Eines der spannendsten bildungstheoretischen Desiderate der Gegenwart. Sehr gerne bietet sich die DGTB hier als Gesprächspartnerin an.
Diese Gesprächspartnerin hält zahlreiche weitere Angebote bereit. Auf eines will ich noch hinweisen. Kontinuierlich informiert die DGTB-Homepage auf erscheinende Literatur zur Allgemeinen Technischen Bildung und zum Technikunterricht. Ganz aktuell und frisch aus dem Druck ein Buch in der populären Dummie-Reihe, explizit zur Technik. Hier ist Wilfried Schlagenhauf, einem aus unseren Reihen, ein Pionierstück geglückt: Technik als eigenen Bereich innerhalb der arrivierten Fächerung populär darzustellen und zu positionieren. Ihnen allen, meine Damen und Herren, auch als Autorinnen und Autoren, steht diese Hinweisseite offen, um auf Ihre Publikationen hinzuweisen.
Lassen Sie mich einen weiteren Blick in die Zukunft werfen: Trotz der Corona-Einschränkungen haben wir heute in der außerplanmäßigen Mitgliederversammlung eine Abstimmung herbeigeführt, die es ermöglichen soll, Personen, die in der Ausbildung sind, beitragsfrei als Mitglieder aufzunehmen. Notariat und Registergericht werden darüber befinden, ob wir online alles richtig gemacht haben und ob nun diese Satzungsänderung eingetragen wird. Es wäre ein wichtiger Schritt, um die beständige Verjüngung der Fachgesellschaft fortzuschreiben. Unser Einsatz, liebe junge Generation, gilt auch Ihrer beruflichen Perspektive. Die Mühlen mahlen langsam. Ihr Engagement ist deshalb für die Zukunftssicherung heute schon wichtig.
Abschließend: Ich möchte meinem Vorstandskollegium und dem Führungskreis, allen Referatsleitern, dem Homepagebetreuer und dem Geschäftsführer vor dieser Teilnehmerschaft hier ganz herzlich für die Arbeit im vergangenen Jahr danken. Es war anspruchsvoll.
Ein Dank der ganz besonderen Art gilt dem Team vor Ort in Paderborn unter der Leitung unserer Beirätin im Vorstand, Claudia Tenberge und ihrem Mitarbeiter Franz Schröer. Dass Sie und Ihr Team diese Tagung möglich gemacht haben, die ganz sicherlich nicht einfach in der Steuerung ist, ist unser aller Dank wert. Mögen alle bedenken, alles geschieht ehrenamtlich und auf ein Ziel hin gerichtet: Den richtigen Weg zu der von uns angestrebten Allgemeinen Technischen Bildung zu finden und zu realisieren.
Dabei helfen uns auch Unterstützungen von außen: Für diese Tagung möchten wir ProWood danken, einer Stiftung des Verbands des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus VDMA mit Sitz in Frankfurt a.M. und der HORNGROUP Holding GmbH & Co. KG namentlich deren Marke tecalemit mit Sitz in Flensburg.
Es ist mir nun eine Freude, ein Grußwort der gastgebenden Hochschule anzukündigen: Der Dekan der Fakultät Naturwissenschaften der Universität Paderborn Prof. Dr. Gero Schmidt wird es an uns richten.
Ihnen allen, meine sehr verehrten Damen und Herren, wünsche ich zwei aufschlussreiche und anregende Halbtage.
Vielen Dank!